Hallo Deutschland 2013
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Die Themen 2013
Politik – Urbanisierung: Stadtentwicklung & Landflucht
Immer mehr, vor allem junge Menschen zieht es vom Land in die Stadt. Dies stellt die ländlichen Gemeinden aber auch kleinere Städte vor besondere Herausforderungen. Vielerorts fällt es schwer, die bestehende Infrastruktur aus Schulen, Geschäften oder Arztpraxen aufrechtzuerhalten. Auch der demographische Wandel und der Mangel an Arbeitsplätzen in der Region machen das Leben nicht leicht.
Wir haben uns mit dem Thema näher beschäftigt und einerseits nach den Gründen für diese Entwicklung gefragt sowie andererseits die Probleme verstehen gelernt, die sich daraus ergeben. Zudem konnten wir verschiedene Lösungsansätze kennenlernen, die verfolgt werden oder bereits umgesetzt wurden.
Bevor die japanischen Teilnehmer in Berlin mit den deutschen Teilnehmern zusammenkamen, haben wir Weimar und Leipzig besucht. In Weimar und Umgebung haben wir uns einen ganzen Tag lang verschiedene Projekte angeschaut, die alle durch das LEADER-Programm der EU zur Stärkung des ländlichen Raums gefördert wurden. Unsere erste Station war in Nermsdorf die „Gartenkultur an der Via Regia“, wo eine junge Familie einen alten Gutshof aufgekauft und renoviert hatte. Auf dem Weg dorthin haben wir auch noch den Sparkassenbus kennengelernt, der in der Region von Ort zu Ort fährt und weniger mobilen Menschen die Möglichkeit gibt, Bankgeschäfte zu erledigen. Dann ging es nach Holzdorf zu einem Projekt, das Menschen eine berufliche Zukunft in ihrer Region geben möchte. Und zum Schluss des Tages haben wir die Gemeinschaft auf Schloss Tonndorf besucht, die versucht, dort ökologisch nachhaltig zu leben.
In Leipzig lag unser Schwerpunkt auf dem städtischen Raum. Zunächst bekamen wir im Zeitgenössischen Forum eine geschichtliche Einführung, bevor wir anschließend das Plattenbaugebiet in Paunsdorf besuchten und die Gelegenheit hatten, mit jemandem, der früher dort gewohnt hatte, über das Leben dort zu sprechen. Am nächsten Tag haben wir uns mit der Nutzungsmöglichkeit leerstehender Häuser beschäftigt. Um diese kümmert sich der Verein Haushalten e.V., bei dem wir mehr über die Idee dahinter erfahren haben. Anschließend konnten wir mit dem Besuch des Japanischen Hauses auch die konkrete Umsetzung eines Konzepts kennenlernen.
An unserem ersten gemeinsamen Tag in Berlin ging es zunächst in den Landtag von Brandenburg in Potsdam. Dort trafen wir Henryk Wichmann, einen Abgeordneten aus der Uckermark, der durch den Film „Herr Wichmann von der CDU“ bekannt wurde. Die Uckermark ist eine Region in Brandenburg, die besonders stark mit den Herausforderungen der Landflucht und auch des demographischen Wandels konfrontiert ist. So hatten wir die besondere Gelegenheit, aus erster Hand einiges über die aktuelle Situation zu erfahren und auch über mögliche Lösungsansätze zu diskutieren.
Danach ging es mit dem Zug raus nach Wiesenburg, eine Gemeinde, die im bundesweiten Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ ausgezeichnet wurde. Am Bahnhof empfing uns die Leiterin des Projekts . Sie erzählte uns, wie mit Hilfe einer Genossenschaft der alte Bahnhof durch ein Café und regelmäßige Ausstellungen wieder mit Leben gefüllt wurde. Wir verstanden so, wie wichtig persönliches Engagement für die Bewältigung der Herausforderungen durch die Landflucht ist. Gemeinsam sind wir dann die rund zwei Kilometer zum Schloss und in den Ort gelaufen – einen Bus gibt es nicht. Dort empfing uns die Bürgermeisterin und zeigte uns an konkreten Beispielen, was es braucht, um auch kleine, abgelegene Gemeinden attraktiv zu machen. Dass dabei die gute Anbindung an größere Städte eine wichtige Rolle spielt, erfuhren wir bereits bei der Anreise mit der Bahn. Es ist keineswegs mehr selbstverständlich, dass jede Gemeinde einen eigenen Bahnhof hat und eine regelmäßige Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln existiert.
Am folgenden Tag standen Besuche in zwei Ministerien an – dem für Landwirtschaft und dem für Verkehr. Beide kümmern sich in besonderer Weise um den ländlichen Raum. Beim Landwirtschaftsministerium erfuhren wir zunächst Allgemeines zur aktuellen Situation im ländlichen Raum und den verschiedenen Programmen, die die Bundesregierung ins Leben gerufen hat. Dabei zeigte sich auch immer wieder, wie eng die Entwicklung des ländlichen Raums mit der demographischen Entwicklung zusammenhängt. Bei unserem Besuch im Verkehrsministerium sind wir hingegen insbesondere auf die Förderung der Infrastruktur eingegangen sowie auf konkrete Maßnahmen der Menschen vor Ort, die dazu beitragen, das Leben im ländlichen Raum attraktiv zu machen. Besonders interessant war auch der Ansatz des Ministeriums, durch kleine Wettbewerbe die Menschen anzuregen, selbst die Initiative zu ergreifen und durch Auszeichnungen zu würdigen. Am Ende beider Besuche blieb dann jeweils noch viel Zeit für gemeinsame Diskussionen.
Bildung – Die Brüder Grimm und ihre Märchen
Anlässlich des Grimm-Jahres 2013 beschäftigte sich die Bildungs-Gruppe mit den Brüdern Grimm und ihren Märchen. Wer waren die Brüder Grimm eigentlich und was taten sie noch, außer Märchen zu sammeln? Was wollen uns Märchen überhaupt vermitteln? Inwiefern unterscheiden sich deutsche und japanische Märchen voneinander und gibt es Gemeinsamkeiten? Diesen Fragen gingen wir nach. Des Weiteren diskutierten wir folgende Überlegungen: Sind Märchen nur für Kinder? Wo begegnen sie uns im Alltag? Sind sie überhaupt noch aktuell?
Um eine Diskussionsgrundlage mit den deutschen Teilnehmern zu schaffen, beschäftigten sich die japanischen Teilnehmer während der Youth Week bereits mit deutschen Märchen und auch kurz mit dem Leben der Brüder Grimm.
Die Märchenerzählerin Frau Regina Kämmerer besuchte uns in Weimar und wir durften den Märchen „Das Eselein“ und „Jorinde und Joringel“ lauschen, wobei wir viel über die Bildsprache zu diesen Märchen vermittelt bekamen.
Mit dem Film „Der Froschkönig“ von 1988 aus den DEFA-Studios der ehemaligen DDR, lernten wir eine Variante des bekannten Märchens kennen, in der nach Erlösung des Froschkönigs weitere Handlung dazu erfunden wurde.
In Leipzig sahen wir uns den Märchenbrunnen mit Darstellungen aus dem Märchen „Hänsel und Gretel“ an und begaben uns an den Ort, wo „die Elster in die Pleiße fällt“, denn die Brüder Grimm sammelten nicht nur Märchen, sondern auch Sagen. An jenem Ort, so die Sage „Wasserrecht“, lockten Wassernixen Menschen an, um sie zu ertränken. Da öfters der Beruf des Müllers in den Grimm-Märchen erwähnt wird, besichtigten wir auch die Dölitzer Wassermühle.
Wir kamen zu folgendem Zwischenfazit: Herausragend war die innige Bruderliebe von Jacob und Wilhelm Grimm, die wohl dazu beitrug, dass die beiden unter der Bezeichnung „Brüder Grimm“ weltbekannt wurden und die sich auch in so manchem Märchen wie z.B. „Brüderchen und Schwesterchen“ oder „Hänsel und Gretel“ wiederfindet.
Die Grimms waren in erster Linie Sprachwissenschaftler und suchten nach der Ursprünglichkeit der deutschen Sprache, die sie in den Volksmärchen zu finden glaubten. Die Annahme dass die Brüder herumreisten, um die Märchen für ihre Sammlung zusammenzutragen stellte sich als falsch heraus. Die Erzählenden wurden von den Grimms meist empfangen und kamen überwiegend auch nicht wie vermutet aus dem einfachen Volk. Wir sprachen über die Veränderungen, die noch von den Grimms selbst an den Märchentexten vorgenommen wurden, z.B. dass aus der bösen Mutter die böse Stiefmutter wurde, damit es besser in das bürgerliche Wertebild passte. Da es zur damaligen Zeit bereits ähnliche Märchentexte auch in anderen Sprachen gab, kann man nicht davon ausgehen in den Grimmschen Märchentexten das „Urdeutsche“ wieder zu finden, was sich die Grimms zu finden erhofften.
In Berlin brachten die japanischen die deutschen Teilnehmer auf den aktuellen Stand. Von da an beschäftigten sich die Teilnehmer gemeinsam überwiegend mit den japanischen Märchen, um sie mit den deutschen Märchen vergleichen zu können.
Als Pendant zur deutschen Märchenerzählung erlebten wir die Märchen „Momotarou“ und „Urashimatarou“ in Form von Kamishibai vorgetragen von Frau Noriko Seki.
Um das Thema der Aktualität von Märchen zu vertiefen, hörten wir moderne Songs aus verschiedenen Musikstilen, beschäftigten uns mit deren Texten, warfen einen Blick u.a. in Manga zum modern aufbereiteten Märchenthema und sahen uns die modernere deutsche Märchenverfilmung von „Der Fischer und seine Frau“ von 2005 an, die sowohl deutsche als auch japanische Aspekte vereint. Das Fischmotiv zog sich in Form des Kois durch den ganzen Film, der teilweise auch in Japan gedreht wurde.
In den Studios des RBB wurden wir zum Expertengespräch mit Frau Sabine Preuschhof empfangen, die für die ARD-Märchenreihe „Sechs auf einen Streich“ zuständig ist. Anhand des Films „Hänsel und Gretel“ erfuhren wir, in welchem Rahmen eine moderne Märchenfilmfassung funktioniert. Frau Preuschhof erklärte uns, dass es wichtige Schlüsselelemente („magische Momente“) in den Märchen gibt, die auch in modernen Filmfassungen nicht verändert werden dürfen, z.B. muss die Hexe am Ende ins Feuer und es wird erwartet, dass Gretel dies tut. Um dieses Ende nicht zu grausam zu inszenieren, kommt in der aktuellen Filmversion ein Stuhl hinzu, der die Hexe aus dem Gleichgewicht bringt. Gretel schließt als Kompromiss die Ofentür. Verändert werden kann, je nach Interpretation, z.B. die Optik der Hexe. So wird sie hier als hübsche, verführerische Frau dargestellt, die im Laufe des Films immer bedrohlicher und grässlicher wirkt. Anders ist auch das Knusperhaus, das äußerlich zwar wie erwartet dargestellt, im Inneren aber eine Fabrik ist.
Wir hatten die Möglichkeit uns Filmrequisiten wie z.B. die Puppe von Gretel aus dem Film in Frau Preuschhofs Büro anzusehen und besichtigten im Anschluss eine Originalkulisse – das Knusperhäuschen – im Filmpark Babelsberg.
In der Staatsbibliothek Berlin erhielten wir durch Herrn Dr. Ralf Breslau einen Einblick in den Nachlass der Brüder Grimm, der originale Handschriften, Bücher mit Anmerkungen, Briefe, Lebensdokumente, sowie Märchenbücher der Brüder Grimm beinhaltet. Wir erfuhren viel Wissenswertes, u.a. das sdie Brüder Grimm ohne ihre Märchensammlung außerhalb des wissenschaftlichen Bereichs nie weltberühmt geworden wären, dass ihre Sammlung ursprünglich zur Spracherforschung gedacht war und erst durch ihren großen Erfolg schließlich auch Kindern vorgelesen wurde.
Zusätzlich besuchten wir Orte, an denen man der Brüder Grimm gedenkt, wie die große Märchenbrunnenanlage im Volkspark Friedrichshain, in der man viele Märchenskulpturen aus den bekanntesten Grimm-Märchen findet und die Ehrengräber der Brüder Grimm im Alten St. Matthäus Kirchhof.
Als Ergebnis der Gruppenarbeit lässt sich festhalten, dass viele Grimm-Märchen – im Gegensatz zu japanischen Märchen – gut ausgehen. „Das Gute“ muss über „das Böse“ siegen. Deutsche Märchen arbeiten stark mit Bildsprache. In Japan fällt die Abgrenzung „Märchen“ oft schwer, weil der Übergang zur Sage fließend ist. Anhand von Filmen, Büchern, Songs, Bauwerken, Skulpturen und den alltäglichen Dingen wie dem Froschkönig als Dekoration am Gartenzaun oder Märchenprinzessinnen im Überraschungsei, lässt sich sagen, dass deutsche Märchen allgegenwärtig und somit zeitlos sind. Wir erfuhren, dass die Grimm-Märchen nicht – wie oft angenommen – für Kinder geschrieben wurden und anfangs auch gar nicht kindgerecht waren. Sie wurden erst später für Kinder umgeschrieben, um Lehren und Werte zu vermitteln. In Japan hingegen werden Märchen eher mit Kindern verbunden und japanische Märchen erscheinen auch nicht so aktuell.
Grimm-Märchen handeln oft von Liebe und Zusammenhalt und sind zudem spannend, wenn es darum geht, das Böse zu besiegen oder charakterliche Reife zu erlangen. Die Figuren erscheinen, im Gegensatz zu vielen japanischen Märchen in denen es öfters um ältere Menschen geht, jung und z.B. durch ihren Status als Prinz attraktiv.
Es gibt allerdings auch Gemeinsamkeiten zwischen japanischen und deutschen Märchen, wie beispielweise das Motiv der Tierverwandlung. In deutschen Märchen verwandelt sich allerdings meist ein Mensch durch eine Verwünschung in ein Tier. In japanischen Märchen liegt das Gewicht eher auf Tieren und Dämonen, die sich in Menschen verwandeln um den Menschen zu nützen, zu schaden oder sie hereinzulegen.
Abschließend kann ich sagen, dass ich positiv überrascht war über die große Motivation sowohl auf japanischer, als auch auf deutscher Seite. Die japanischen Teilnehmer haben sich bereits während der Youth Week jeden Tag außerhalb der Aktivitäten zu Gruppendiskussionen zusammengesetzt und auch die deutschen Teilnehmer in Berlin haben u.a. die Fahrzeiten in den öffentlichen Verkehrsmitteln dazu genutzt sich über das Thema auszutauschen, japanische Märchen erzählen zu lassen und deutsche Märchen zu erzählen. Viele interessierte Fragen wurden mir gestellt, die unerwartet neue spannende Fragen aufwarfen, so dass auch ich als Gruppenleiterin gefordert wurde und zwischendurch recherchierte.
Die schönen Erlebnisse und das gemeinsame Arbeiten an der Abschlusspräsentation haben die Gruppe noch mehr zusammengeschweißt.
Kultur – Das Musikleben in Deutschland und dessen Beziehungen zu Japan
Das Musikleben in Deutschland und in Japan hat sich unterschiedlich entwickelt. Seit der Öffnung Japans gab es aber einen regen Austausch und die Unterschiede scheinen geringer geworden zu sein. Waren es vor dem Ersten Weltkrieg noch einige wenige wie z.B. Taki Rentaro, die unter schwierigen Bedingungen nach Deutschland kamen um hier zu studieren, sind heutzutage japanische Musiker in deutschen Orchestern ebenso selbstverständlich wie Auftritte deutscher Bands in Japan.
Mit den fünf japanischen und fünf deutschen Teilnehmern der Musikgruppe sind wir in Frankfurt/Main, Weimar, Erfurt, Leipzig und Berlin drei Fragen nachgegangen: Wie haben Komponisten bzw. Musiker diese Orte geprägt? Was ist besonders an der Musikszene der Stadt? Welche Bezüge gibt es zu Japan?
Um das herauszufinden, haben wir uns mit neun Musikschaffenden getroffen und zehn Einrichtungen besucht.
Einen ersten Überblick erhielten wir beim „Museumsuferfest“ in Frankfurt/Main mit verschiedenen Musikstilen an unterschiedlichen Orten entlang des Mainufers. Wie man ein großes Festival organisiert, erläuterte uns der Initiator des Erfurter Straßenmusikfestivals „Fête de la Musique“. Mit einem Forscher der „Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar“ sprachen wir über den musikwissenschaftlichen Austausch zwischen Deutschland und Japan. Beim „Netzwerk Junge Ohren“ mit Sitz in Berlin erfuhren wir etwas über musikpädagogische Jugendprogramme und im Erfurter „Music College“ gelang uns ein Einblick in die Sozialarbeit mit Jugendlichen anhand von Musik. Im „Archiv der Jugendkulturen“ in Berlin überraschte uns die Bandbreite des gesammelten Materials zu musikalischen Jugendszenen.
Über ihre Erfahrungen mit den Unterschieden und Gemeinsamkeiten im Musikleben Deutschlands und Japans sprachen wir mit diversen Musikern, beispielsweise der Opernsängerin Hiroko Kashiwagi und dem Popsänger Ryo Takeda. Durch Besuche bei weiteren Akteuren und Institutionen, etwa der Konzertdirektion Schmid, dem Leipziger Bach-Museum, dem Musikinstrumenten-Museum oder dem Liszt-Haus in Weimar, gewannen wir vielfältige Eindrücke vom Musikleben in Deutschland.
Praktische Auseinandersetzungen mit Musik boten der Karaoke-Abend mit allen Teilnehmern des Youth Summits, eine spontane Jam-Session unserer Musikgruppe im Musikinstrumenten-Museum sowie die Body-Percussion-Einlage bei der Abschlusspräsentation.
Für die Abschlusspräsentation haben wir drei Punkte besonders herausgearbeitet:
- Das Musikleben in Deutschland ist viel stärker in den Alltag integriert und besser öffentlich gefördert als in Japan.
- Während in Deutschland Eigenständigkeit und Kreativität bei der Musikausübung wichtig sind, stehen in Japan tendenziell die Weiterentwicklung der musikalischen Tradition und das Aufgreifen von Vorbildern im Vordergrund.
- Gemeinsam sind für Musiker in Deutschland wie in Japan ein schwieriger Start ins Berufsleben und eine große Leidenschaft bei der Musikausübung.
Im Wagner-Jahr 2013 gemeinsam mit Nike Wagner einen Kinofilm über ihren Urgroßvater Richard sehen zu können, war sicherlich ein außergewöhnliches Erlebnis. Völlig unmusikalisch, aber ebenfalls ein Highlight war die persönliche Begegnung zweier Teilnehmerinnen unserer Gruppe mit Bundespräsident Joachim Gauck bei dessen Sommerfest auf Schloss Bellevue.
Umwelt – Was kann ich zum Umweltschutz beitragen?
In der Umweltgruppe hatten wir unser Hauptaugenmerk auf den Aspekt „Etwas selbst in die Hand nehmen!“ gerichtet. Während der Vorbereitungsphase überlegten sich die Teilnehmer, was sie selbst zum Schutz der Umwelt beitragen können. Außerdem erfuhren sie schon einige Wochen zuvor, welche Orte während der Reise und in Berlin auf dem Programmplan standen, so dass sich alle intensiv mit dem Thema auseinandersetzen konnten. Um einen möglichst breiten Einblick in die Möglichkeiten der Eigeninitiative im Bereich Umweltschutz anzubieten, besuchten wir
1) Ökocafes und Märkte,
2) Organisationen, die Urban Gardening betreiben, also die Nutzung städtischer Flächen innerhalb von Siedlungsgebieten, die für die Bewohner zum Anbau von organischem Biogemüse und Hühnerhaltung dienen,
3) einen Wertstoffhof um etwas über Müllvermeidung und Recycling zu erfahren,
4) ein Umweltinformationszentrum, das Bürger über Umweltaktivitäten informiert,
5) Organisationen, die selbst erneuerbare Energien produzieren oder Netze übernehmen (Bürgerenergiegenossenschaften).
Dank der hervorragenden Betreuung und Übersetzung von Takako Konishi haben sich die japanischen Teilnehmer sofort intensiv mit den einzelnen Themen auseinander gesetzt und selbst in ihrer Freizeit diskutiert, um genau zu verstehen, wie NGOs und ehrenamtliche Arbeit in Deutschland funktionieren.
Beim Youth Summit trafen die fünf japanischen Teilnehmer auf fünf neu dazu kommende Deutsche. In nur zwei Tagen verbrachten sie das Glanzstück, voll im Thema zu stehen und enge Bindungen untereinander aufzubauen. Dazu haben auch die teilweise sehr guten Japanisch-Kenntnisse der deutschen Teilnehmer beigetragen.
Die Orte und Themen, die in Berlin besucht und behandelt wurden umfassten:
1) Das Klimafrühstück: Wie unser Essen das Klima beeinflusst.
2) Bundesumweltministerium: Bürgerenergiegenossenschaften.
3) Ökomarkt Kollwitzplatz und Grüne Liga Berlin: biologische Nahrung.
4) Toyota Europe: Mobilität in der Zukunft – das Hybridauto und die Smart City.
5) Bürger Energie Berlin: Wir kaufen unser Stromnetz.
6) Prinzessinengärten, Moritzplatz: biologischer Gemüseanbau, Ökocafe.
Bei den Themen und Besuchen beteiligten sich alle Teilnehmer intensiv, stellten viele Fragen und diskutierten untereinander auch während der kurzen Pausen.
Bis spät in die Nacht wurde voller Konzentration an der Präsentation der Ergebnisse der Umweltgruppe für die Abschlussveranstaltung im JDZB (Japanisch Deutschen Zentrum Berlin) gearbeitet.
Im Résumé waren sich alle einig, dass sie in Zukunft bewusster Lebensmittel einkaufen wollen, zum einen um das Klima zu schonen, zum anderen um sich gesünder zu ernähren. Außerdem möchten sie auf Plastikverpackungen verzichten. Dass man in Zukunft evtl. an jeder Straßenecke Carsharing mit Elektroautos machen könnte, war ebenfalls eine interessante Idee. In Zukunft selbst Energie zu produzieren und evtl. sogar das Stromnetz zu übernehmen war eine Idee, die alle begeisterte, aber gerade in Japan müssten dafür zunächst die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Übereinstimmend erklärten alle Gruppenteilnehmer, dass sie in dieser kurzen Zeit sehr viel gelernt und liebe Freunde gewonnen haben.
Mir bleibt, mich ganz herzlich bei allen Teilnehmern, Unterstützern und Referenten zu bedanken. Es war eine wertvolle, intensive Zeit, voller Freude und Schaffensdrang! Ich bin mir sicher, dass jeder lange von diesen Erlebnissen zehren und sich auf die eine oder andere Weise selbst im Umweltschutz einbringen wird.